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 Saustall Kapitel 2

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BeitragThema: Saustall Kapitel 2   Saustall Kapitel 2 EmptyJanuar 28th 2016, 18:39

>>> Szeneninhalt <<<
»Irgendwie siehst du heute anders aus«, pflichtete Yoannis Raoul bei.
Beide Kerle standen stramm nebeneinander. Kej wunderte sich nicht zum ersten Mal wieso die Jungs immer wie aus dem Ei gepellt aussahen, selbst direkt nach dem Aufstehen. Der Blick mit dem der Schurke sie bemaß, bereitete ihr Unbehagen, obwohl sie noch nicht sicher sagen konnte, aus welchem Grund genau. Jetzt legten auch noch beide den Kopf zur Seite und musterten sie weiter. Kej saß auf ihrer Matte und verfluchte den harten Boden, der sich ihr bei jeder sich bietenden Gelegenheit in den Rumpf bohrte.
Raoul kratzte sich am Kopf: »Irgendwie ... Lindgrün.«
Da schnippte der Priester mit Daumen und Zeigefinger: »Sie ist krank!«
Schneller als die grüne Frau hätte sagen können: Verpiss’ dich ich brauche keinen Arzt, war er wieder da und hatte seine Erste Hilfe Tasche in der Hand. Raoul blickte sie besorgt an. Als sie ihm aber die Zunge raus streckte wandte er sich Schulterzuckend ab.
»Yo - das ist wirklich nicht nötig«, murmelte sie und versuchte seine Hand davon abzuhalten nach ihrer Kleidung zu greifen.
Er ließ sich jedoch nicht abbringen, kannte diese Sturheit und setzte sich durch. Systematisch sah er ihr in die Augen, die Ohren und in den Mund. Dann tastete er ihren Hals ab und hieß sie mit leichtem Druck sich wieder lang auszustrecken. Dann legte er sein Hör-Instrument an und seine Finger glitten auf unpersönliche Weise weiter.
»Yo-ho!« summte Kej und rollte die Augen.
Er machte: »Pscht!« Wie sie es sich beinah alle angewöhnt hatten, wenn sie anfing ihnen auf die Nerven zu gehen.
»Yo!« machte sie etwas ernster. Und seine Finger klopften auf ihren Bauch. Als er den Rock anheben wollte, klappte ihr Körper zusammen wie auf ein Kissen genau in die Mitte mit der Handkante geschlagen. Sie stieß ihn fort und stopfte sich ihre spärliche Kleidung zwischen die Schenkel.
Misstrauisch betrachtete der Heiler ihr Gebahren und beugte sich vor: »Ist es das was ich vermute?«
»Kommt drauf an was du vermutest«, knurrte die Orkin.
Mit einem leisen Räuspern lehnte er sich zurück auf seine Fersen und zuckte nachdenklich die Nase, er wirkte wie ein Häschen. Er kniff die Augen zusammen: »Ich bedauere, ich habe für DIESEN Fall nichts vorrätig. Ich muss ... erst ein paar Kräuter sammeln und einen Sud kochen und ...«
Kej räusperte sich und sah ihn auffordernd an: »Was mir wirklich helfen würde wäre eine Hose und ein Korken.« Ersteres war ernst gemeint, das zweite stellte ihrer Meinung nach das Äquivalent zum Tampon dar. 
Unzufriedenes Schnauben erntete sie für ihren äußerst praktikablen Vorschlag und der Mann schüttelte den Kopf: »Ich weiß nicht wie das bei Orkfrauen ist ... .«
Eben jene Orkfrau zog eine Schnute und druckste herum: »Tja, dumm das. Ich auch nicht!« Sie sah ihn eindringlich an. Für einen Moment stand Unglaube im Gesicht des Möchtegern-Arztes geschrieben, dann klatschte er seine Hand gegen die Stirn. Da war ja was. Kej nickte, genau: Diese lästige Sache von wegen, ich bin kein Ork und ich habe keine Ahnung was normale Orks so zu tun pflegen und schon mal gar nicht ob sie ihre Tage kriegen!
Die anderen kamen langsam näher: »Was Ernstes?« hakte Halfdan nach.
Kej warf Raoul einen entrüsteten Blick zu, diese kleine Petze war direkt zum Ritter gelaufen um Bescheid zu geben, dass sie unpässlich war. Schönen Dank auch, Nichtsnutz!
Der Schurke ließ sich aber kein Stück davon beeindrucken und popelte sich mit einer Messerspitze Dreck unter dem Finger hervor. Die Orkin zischte bedrohlich aufgebracht, die Wut sorgte dafür, dass ein wenig Blut zurück in die Wangen fand.
Yoannis erhob sich und meinte leise: »Wir sollten sicherheitshalber ...« er warf Kej einen Blick zu und überlegte: »eine Rast von drei Tagen einlegen.«
Kej räusperte sich.
Schnell beeilte er sich nachzusetzen: »Vielleicht auch noch länger.«
Jetzt blickte Halfdan missmutig drein. Doch er gab tatsächlich den Befehl: »Also gut, richten wir uns für länger ein!« Schien ihm unlieb zu sein.

So konnte sich Nörgel ausgiebig seinem Lustobjekt widmen, welches seit ihrem Zusammenstoß mit der Gruppe, Kejs Brüste waren. Sie zog mit dem Zeigefinger am Hemdkragen und er ließ sich hinein rutschen. Machte es sich zwischen den dicken weichen Bergen bequem und seufzte zufrieden. Etwas abgedunkelt drang seine Stimme zu ihr: »Also, was hab’ ich verpasst?«
»Nichts Aufregendes«, log Kej und drückte ihr Kinn hinab um in ihren Ausschnitt zu schauen.
Nörgel grinste sie an aus ihrem Dekoltee und streichelte über ihre Haut: »Sieh’ mich nicht so an«, bat er.
Sie lächelte beinah zärtlich: »Wie denn?«
Hinter ihnen verdunkelte sich Raouls Blick, leise grollend merkte er erst auf, als der Krieger sich ihm in den Weg stellte. Allein durch den Blick bedeutete er dem geschickten Messerwerfer zu verschwinden. Der Schurke schien sich aufzuplustern und dachte nicht daran sich an den Befehl zu halten. Er bleckte wölfisch die Zähne, aber Halfdan nickte mit dem Kopf zur Seite. Man sah deutlich wie Raoul schluckte und sich dann langsam trollte. Er überquerte so stolz er konnte die Lichtung und die vorbeiführende Straße um sich in ein Feld zu schlagen. Was er dort tat erfuhr niemand. Aber seiner Laune nach zu urteilen, als er Stunden später zurückkam, hatte er ein paar Kornkreise gelaufen.
Denn als er das Lager wieder betrat, half Yoannis, der inzwischen auch zurück war, gerade der Orkin auf die Beine. »Ah!« machte der Priester und streckte den Arm aus: »Perfekt. Raoul, bring’ Kej doch bitte zum Bach.«
Mit finsterer Mine packte Raoul die grüne Frau am Handgelenk und zog sie mit sich. Sie ließ es diesmal klaglos über sich ergehen. Was ihn verwunderte, aber er sprach sie nicht darauf an. Einzig sein Griff bohrte sich unangenehm in ihr Fleisch.

»Schon gut, schon gut«, abwehrend hob Raoul die Hände und senkte ein wenig den Kopf. »Ich tu, dir doch nichts!«
Es wäre übertrieben zu behaupten, Kej wäre momentan in einer stabilen Verfassung gewesen. Ganz im Gegenteil, sie hockte im Bachlauf, wieder einmal und wies den Mann an, sich gefälligst wegzudrehen. Aber der Schurke dachte nicht daran, mit einem Fuß stand er auf einem dicken Stein mitten im Bachlauf und balancierte sich aus. Die Orkin bibberte und deutete noch immer in die andere Richtung. Raoul drehte sich langsam um und kehrte ihr den Rücken zu. Gut, dass er von sich aus, eine Position oberhalb des Laufs gewählt hatte. So merkte er nicht wie sie sich das Blut aus dem Schritt wusch. Als sie sich in die Böschung setzte fragte sie sich, ob sie jetzt den ganzen Tag hier sitzen sollte. Das war doch dämlich hoch Zehn.
Kurz später setzte sich Raoul neben sie und hielt ihr ein kleines Päckchen hin: »Soll ich dir von Yoannis geben. Die einzige Rolle die er entbehren kann.« Er räusperte sich nicht einmal. Und starrte ihr offen ins Gesicht.
Sie wusste sie war schon wieder blass geworden um die Nase und nahm die provisorische Binde entgegen. Das würde total bekloppt aussehen, damit zwischen den Beinen herum zu laufen. »Ich brauche eine Hose!« maulte sie und ließ sich von Raoul auslachen.
»Ferkelchen, wir würden dir ja wirklich gerne helfen, aber dein Hintern passt einfach in keine einzige von unseren.«
Kunststück. Die Jungs hatten ja auch alle Hüften aus Drahtseil. Kej frustete es und sie presste stattdessen die Beine zusammen und hielt sich den Bauch.
Eines musste man den Kerlen lassen, sie waren arrogant, unhöflich und noch ein paar andere Dinge, aber ziemlich aufmerksam. »Krämpfe?« fragte er und wandte sich ihr zu.
Die Orkin sah betont zur Seite, ihr lagen diverse abweisende Spüche auf der Zunge, aber es gab Zeiten, da wollte sie nicht einmal den Mann verprellen dem sie von allen am meisten den Kopf zerquetschen wollte.
Scheinbar war es Antwort genug für Raoul, er stand auf und trat hinter sie, ließ sich wieder sinken und streckte links und rechts von ihr die Beine aus. Unsicher versuchte sie sich über die Schulter umzusehen, da spürte sie seine Hände auf den Schultern. Alles an ihr verspannte sich, Berührungen duldete sie ausschließlich von Yoannis und Nörgel, ganz sicher nicht von diesem Wiesel.
»Dir ist schon klar, dass die Krämpfe im Unterleib ... ?« Es folgte ein wohlig berauschtes Aufseufzen der so gar nicht zu einer grunzenden Orkin passen wollte. Raoul schmunzelte hinter ihr, knetete ihre Schultern und strich zum Hals und Nacken. Ihr Kopf klappte nach vorn hinunter und überließ ihm ihren Nacken. Die Muskeln entspannten sich und ehe sie es sich versah, vergaß sie ganz, dass sie alles voll blutete und die Gruppe aufhielt. Sie war einen Moment lang richtig froh, dass niemand außer Raoul da war und sie in ihrem Leid erleben musste.
»Hm.« machte er nach einer Weile, während er ihr die Haare davon gestrichen hatte und sich ausgiebig um ihren verspannten Nacken gekümmert hatte. Kej gab eine ebenso gehmte Antwort von sich, die er zum Anlaß nahm seine Vermutung zu äußern im Flüsterton: »Ich hätte nicht gedacht, dass deine Haut so weich ist!«
Stutzend hob sie ein wenig den Kopf, als er fortfuhr: »Sie sieht so hart und knorpelig aus, aber dabei ist sie so sensibel.«
Sie schämte sich dafür, wie schaffte er es aus einem netten, sonnigen Vomittag einen hässlichen zu machen? Sie rückte ab von ihm und rutschte weiter hinunter. Hatte aber anscheinend wieder die Rechnung ohne den Kerl gemacht, er hielt sie fest und zog sie sanft zurück, schlug ihre Haare über seinen Schenkel um ihren Kopf auf seinem Bein abzulegen. Dazu hätte er nie die Gelegenheit bekommen, wenn sie sich nicht bewegt hätte. Mit über dem Bauch gekreuzten Armen strichen seine Finger nun vorn über ihren Hals und unter dem Kinn entlang, hinunter zum Schlüsselbein und ein Stück unter den Kragen. Als sie den Kopf und somit den Blick hob, stellte sie fest, dass er sie nicht ansah. Sein Blick glitt unbestimmt in die Leere hinüber ans andere Ufer. Er erkundete sie blind um sich nicht von seinen Augen täuschen zu lassen. Zu allem Überfluß empfand sie dies als größtes Kompliment was er ihr machen konnte. Sie schloß die Augen und schlummerte ein.
Auch als sie wieder erwachte spürte sie seine Finger, sie musste kurz richtig eingenickt gewesen sein, denn er lag neben ihr, atmete leise und hatte ebenfalls die Augen geschlossen. Seine Hand befand sich unter ihrem Hemd und strich in ruhigen kreisenden Bewegungen über ihren Bauch. Sie blinzelte ins Blattwerk hinauf, atmete ein wenig schmatzend ein und aus und dämmerte wieder weg. Ihre Hand lag im Gras und hielt die Binde fest umklammert. Dann glitt seine Hand tiefer.
»Nicht!« schreckte sie auf und presste die Beine zusammen, spürte wie etwas klebrig und warm ihre Schenkel hinab rann. Ihr Gehirn kollabierte, so hätte es sein sollen! Wenn man schon in eine Abenteuerwelt gelangte: einen hübschen Kerl aufreißen und romantisch in einem Bett im Kornfeld oder eben an einem Bachlauf ein heißes Nümmerchen schieben! Aber nein, sie musste ja in ein Dimensionsloch fallen, wenn sie menstruierte! Absolut perfekt. Das passierte doch sonst keinem.
»Was denn?« machte Raoul beugte sich von hinten über ihre Schulter.
Irritiert sah sich die Orkin um, sie hatte seine Finger doch zwischen ihren Beinen gespürt! Auf direktem Weg in ihren Schoß, das musste halb Wunschvorstellung gewesen sein, denn sie hielt immernoch die Arme über dem Bauch und saß zwischen seinen Beinen. Es drückte sich bis auf das Leder und die Gürtelschnalle nichts in ihren Rücken, was Anlaß zur Besorgnis gegeben hätte. Er war nur ebenfalls etwas tiefer gerutscht und hatte ihren Kopf etwas höher gelegt, ihr durch die struppigen Haare gestrichen und sonst gar nichts.  Sie räusperte und löste sich, glitt wieder Füße voran ins Wasser, kniete dort und wartete bis das Nass die Schlieren davon trieb. Sie sah sich unsicher um, aber höflich starrte Raoul mit einem angewinkelten Knie in eine andere Richtung und kaute auf einem Grashalm, die Beine immer noch leicht gespreizt, wie eine Einladung. Sie warf sich etwas Wasser ins Gesicht und kletterte dann wieder hinauf. Erst da sah er sie an und lächelte für sie. Eindeutig, Kej legte den Kopf ein wenig schief.
Es bedurfte gar keiner Worte, als er seine Hand hob, krabbelte sie zu ihm und legte sich auf die Seite, zog die Knie dicht an den Körper und schlotterte. Ihr Kopf hing über seinem Bein, bis sie seine Hand spürte, die über ihre Wange streichelte. Leise maulte sie: »Das ist erst der Anfang. Es wird noch schlimmer werden.«
»Wir passen alle auf dich auf«, war alles was er dazu sagte und dann sein angewinkeltes Knie schützend gegen ihren Rücken drückte.
»Seit wann bist du so nett zu mir?« machte Kej leise und erspähte eine Butterblume, die sich über die Aufmerksamkeit genau so lange freute, bis sie sie ausrupfte und in den dicken Fingern drehte.
Es folgte ein unerträgliches Schweigen, aber dann seufzte Raoul: »Na ja, vielleicht weil ich im Grunde kein schlechter Kerl bin! Und vielleicht weil du echt mies aussiehst und wenn du dich so fühlst wie du aussiehst, dann regt sich selbst in mir ein Funken Mitleid.«
»Arschloch!« fauchte Kej und kam abrupt hoch. Sie hatte doch gewusst, dass er es nicht ernst meinte. Außerdem konnte sie jetzt gerade alles auf die kollabierenden Hormone schieben. Sie kam auf die Füße und ragte vor ihm auf, zog sich mit einer Hand das Hemd so weit hinunter wie es ging und feuerte: »Das ist so typisch Mann! Einfach mal nicht Scheiße sein, könnt ihr nicht, oder? Wieso klingt aus deinem Mund immer alles so, als ob ich das furchtbarste Wesen wäre, dass dir je unter die Augen gekommen ist?«
Er starrte sie von unten herauf an, seine Hand hing nutzlos geworden über seinem Knie. Wieso fragte sie überhaupt, es war ja wohl offensichtlich, das sie genau das war. Das widerlichste Wesen mit dem er es je zu tun gehabt hatte. Und nur weil Halfdan ihn dazu verdonnert hatte ein Auge auf sie zu haben, mochte er sie noch lange nicht. Zu allem was er fähig war, war Mitleid. Weil sie absolut nutzlos, schwach und angreifbar war. Auf diesen Schwachsinn hatte kein Schulunterricht sie vorbereitet. Keine Fernsehsendung und kein Do-it-Yourself brachte einem sinnvolle Kniffe bei, wie man in einer Traumwelt überlebte, ganz allein unter Kerlen, wenn man gleichzeitig aussah wie der Todfeind. Welche Talente sie auch immer früher gehabt haben mochte, hier war sie die reinste Zeitverschwendung.
Kejs Gesicht veränderte sich im Zuge ihrer Aufregung, die grüne Färbung erbleichte und wie durch Zauberhand zogen sich auch ihre Augenbrauenwülste, die Stirnrunzeln und die Zähne ein Stück zurück. Ihre ganze Aura flimmerte um sie herum auf und ließ sie leicht golden scheinen. Auf Raoul wirkte es wie die Korona der Sonnenstrahlen die von schräg oben auf ihren Rücken und Hinterkopf fielen. Wahrscheinlich hatte er sich nur verguckt, denn unter diesem orkigen Aussehen glaubte er für einen Augenblick ein anderes Antlitz zu erkennen. Eines das sehr menschlich war. Zu kurz um es als hübsch zu bezeichnen, nur eine Vermutung dessen was unter der grünen Maske liegen mochte. In ihren Augen sammelte sich Schande und Traurigkeit in Form von Tränen. Aber sie hielt sie tapfer zurück. Er bekam gar nicht mit, wie sie sich die Rolle zwischen die Beine klemmte und dann in einer Art Wackelgang davon stapfte. Langsam sah er ihr nach, wusste es einfach: Sie hat es selbst nicht einmal gemerkt!
Die Veränderung war nicht von Dauer, als sie sich ein gutes Stück entfernt hatte, rückten die orkischen Züge zurück an ihren Platz und sie fühlte wie die Schmerzen sich durch ihren Bauch kämpften. Sie verteilten wilde Hiebe in alle Richtungen und rissen gleichzeitig an ihren Nerven.


Zuletzt von Admin am Mai 30th 2017, 18:34 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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BeitragThema: Re: Saustall Kapitel 2   Saustall Kapitel 2 EmptyJanuar 28th 2016, 18:40

Pläne mit Schweinen

Als sie zurück kam zu den anderen, hatte sie ein Déjà vu.
Der Krieger, den sie mittlerweile unter seinem vollen Namen: Ritter Fyrste Halfdan kannte - was schon einem wirklich imposanter Titel war - pflegte sein Arsenal, allen voran seine Waffen. Von Yoannis, dem Priester und Tarje, dem Jäger, der sein Geliebter war, fehlte jede Spur. Wahrscheinlich hatten die beiden wieder die Gunst der Stunde genutzt und waren ’Holz sammeln’ gegangen. Wer’s glaubte - Holz sammeln, wie sollten sie das denn bewerkstelligen wenn der Eine sich an dem anderen festklammerte und der wiederrum einen ganzen Baum umarmte?
Man hätte glatt annehmen mögen, Kej wäre ein ganz klein wenig untervögelt. Aber vielleicht war das bei Orkfrauen ja so. Vielleicht waren das ja die reinsten Nymphomaninnen.
Magier Cranius hielt anscheinend ein kleines Powernapping auf seiner Tasche, in der auch das Kästchen von Nörgel aufbewahrt wurde. Da sich Kej aber nicht für einen guten Dieb hielt, versuchte sie gar nicht erst darüber nachzudenken, den kleinen Mann zu befreien.
»Wo ist deine Wache?«
Sie hob den Kopf und watschelte ungelenk zu ihrer Matte.
»Hab’ ich im Bach ertränkt.«
Der Krieger schien nicht beeindruckt und hob gleichgültig die Schultern. Die Orkin war nicht zickiger als sonst auch. Allerdings war sie eher auf Frieden aus.
»Halfdan?« setzte sie an und zuppelte ihr Nachthemd zurecht.
»Hm?«
Sie seufzte theatralisch und ein wenig wegen der Krämpfe. Aber vor allem theatralisch: »Was weißt du über Orks?«
Es dauerte eine Weile bis er seine Handarbeit beendet hatte und dann wie eine antike Philosophenstatue die Faust unters Kinn legte und nachdenklich zur Seite blickte. Als sie schon nicht mehr damit rechnete, erschien ihr seine Antwort aufrichtig.
»Nicht viel. Es sind zänkische Schweinewesen.«
Nun, das war nicht das was sie hatte hören wollen. Aber das war wohl auch wirklich alles was sie erhalten würde. Es sei denn sie löcherte Cranius, damit der sein schlaues Buch aufschlug.
»Von Schweinen weiß ich nur, dass sie halbstündige Orgasmen haben.«
Kej fand das lustig. Sie ließ sich Zeit, ehe sie ihm einen Blick zu warf. Anscheinend starrte er sie seit der Antwort an mit einem Gesicht aus dem alles heraus gefallen war. Sie fing an zu kichern.
»Du scherzt!«
Sie lachte noch lauter und konnte nicht verhindern, dass sie dabei die Luft einsog und Grunzlaute verursachte, für die Heidi Klum das Foto verweigert hätte.

Erst nach und nach trudelten die anderen wieder ein. Mit Holz - welch Überraschung! - mit einem Korb voller Salat und Raoul doch tatsächlich mit einem kleinen Kessel voll Bachwasser. Die Stimmung war ein wenig gedrückt. Immerhin musste man(n) ja nicht halten, man(n) nahm ja nur Rücksicht.
Dass sie hier nur die Nebenrolle war, spürte Kej deutlich, als die Kerle sich zusammenhockten und eine Lagebesprechung abhielten. Ohne sie aufzufordern, daran Teil zu haben. Aber sie machte sich auch nichts vor, sie hätte ja eh nichts beitragen können.
Die Helden besprachen sich außerdem so leise, dass die Orkin kaum etwas verstand. Nun ja von Tarje und Yoannis hörte man sowieso nichts, selbst wenn man sich angestrengt hätte, denn sie öffneten den Mund nicht. Ihre Teilnahme am Thing bestand darin zu nicken oder den Kopf zu schütteln, aber größtenteils zu nicken. Wortführer war Halfdan, dessen Opposition Raoul stellte. Und Cranius, der die nötigen Hinweise lieferte mit denen die beiden debattierten.
»Drei Tage sind eine große Verzögerung. Wenn wir Pech haben -«
»Wir haben Pech, seitdem das Ferkel bei uns ist!«
»Raoul, lass Cranius aussprechen.« Er bedeutete dem Magier fortzufahren.
Grummelnd verschränkte der Schurke die Arme, so weit schien sein Mitleid nicht zu reichen.
»Also, ehe ich so rüde unterbrochen wurde, wollte ich anmerken, dass wir durch die Verzögerung nicht mehr zu hoffen brauchen, als erste Gruppe zuschlagen zu können.«
Halfdan kratzte sich am Hinterkopf: »Mit wie vielen anderen rechnest du?«
Raoul knurrte: »Wahrscheinlich können wir uns den Weg ohnehin gleich schenken.«
»Dadurch dass unser Zielgebiet doch recht abgelegen liegt und wir zufällig schon am Rand des Norder-Pfunds-Berglandes aufgebrochen sind, hätten wir einen echten Streich landen können. Wir können davon ausgehen, dass wir die einzigen in diesem Gebiet waren. Vor zwei Wochen sind alle gen Süden gezogen zum Wolkendbruch.«
Gehässig platzte dem Schurken raus: »Ja, da haben wir viele Punkte liegen gelassen, nur um uns um diese kleinen Murmel-Plagen hier zu kümmern, für, wie ich anmerken darf, viel zu wenig Lohn!«
Die schwere Pranke des Kriegers versuchte ihn zu besänftigen: »Klein-Vieh macht auch Mist. Die Chance da unten was abzukriegen war zu gering. Die letzte Aufgabe konnten wir auf jeden Fall erledigen ohne Schwierigkeiten.«
Wäre die Orkin nicht dazwischen gekommen, könnten sie jetzt zu ihrer nächsten Aufgabe durchmarschieren und hätten wirklich einen echten Treffer landen können, ehe überhaupt jemand anderes in Reichweite gewesen wäre.
»Prognose, Cranius?«
Mit einer raschen Bewegung schlug der Magier sein Notizheft auf, er studierte seine Niederschriften geduldig ehe er antwortete.
»Die üblichen schnellen aber zu jungen Mannschaften. Ich gehe davon aus, dass sie scheitern werden, selbst wenn sie vor uns da sind. Allerdings erwarte ich mindestens vier der uns gleichrangigen Korps. Meiner letzten Information nach hat König Karl den größten Erfolg erzielt beim Wolkenend. Allerdings hat es seine Truppe auch völlig aufgerieben, bis die wieder zugfähig sind, dürfte es gedauert haben, schätze die sind, wenn, dann jetzt erst aufgebrochen. Die Zwillinge waren der letzten Information nach, ebenso wie wir, zu einem Rätselabenteuer ohne Punkte nach Westen aufgebrochen.«
Raoul schlug sich die Faust in die andere offene Hand: »Das ist gut!«
»Ja, die beiden können wir also getrost vernachlässigen.«
Halfdan schien besorgt: »Das heißt wir rechnen mit?«
Ein langgezogenes Seufzen: »Die Schlangen aus Dorn.«
Raoul verzog das Gesicht.
»Optimus und seine Schildplatten.«
Yoannis gab ein Keuchen von sich, während der Krieger keine Miene verzog und sich die anderen aufzählen ließ. Beim Namen der letzten Gruppe blickte Cranius jedoch Raoul an.
»Und Bul Hur.«
Das war der Moment in dem sich Tarje zackig umdrehte und davon machte. Er hatte gehört was wichtig war. Alles weitere interessierte ihn nicht länger. Nur für das Protokoll rief Halfdan ihm nach: »Tarje, übernimmst du bitte die Sicherung des Lagers?«
Der Jäger hob im Gehen seinen Bogen und schlug sich lautlos in die Büsche. Yoannis blickte ihm mitfühlend nach, wandte sich dann jedoch ebenfalls ab. Während er sich drehte schenkte er Kej ein aufmunterndes Lächeln. Seine Hände rieb er besorgt aneinander, öffnete sie erst wieder, als er nach dem Löffel griff, mit dem er den Sud im Kessel rührte. Verschiedene Blätter hatte er dort hinein geworfen, die das Wasser bräunlich verfärbt hatten inzwischen und er schöpfte von dem Tee etwas in eine Tasse.
Mit dieser kam er dann zu der Orkin und hielt sie ihr hin. Am Rand waren die anderen Drei stehen geblieben und besprachen weiter, wie ihre Pläne aussehen würden, je nachdem auf wen sie treffen würden.
»Trink das. Ich weiß nicht, ob es bei Orks dieselbe Wirkung haben wird. Aber das werden wir nur heraus finden, wenn du es versuchst.«
Kej hielt den Becher unschlüssig in ihren dicken Fingern und roch daran. Ihre Nase ließ ihren Kopf wissen, dass es appetitlich roch. Obwohl man mit Medizin ja in der Regel andere Merkmale verband. Ihr Argwohn gegenüber den Männern war jedoch komplett gewichen. Sie musste ihnen vertrauen und ausgerechnet Yoannis würde sie kaum mit einem Fliegenpilztee vergiften. Daher nippte sie von dem Gebräu. Honigsüß schmeckte es im ersten Moment, im Abgang jedoch bitter wie es sich gehörte. Sie verzog den Mund, entblößte zu einem blutrünstigen Lächeln die Hauer und kniff die Augen zusammen.
»Lecker«, glatt gelogen.
Yoannis lächelte. Sie wusste, dass er wusste, dass sie nur schmeichelte. Höflichkeit aber galt ihm viel und so sah er darüber hinweg. Die gute Absicht zählte. Er konnte es sich an einer Hand abzählen, dass sie sich große Mühe gab, freundlich zu sein, eine brave Patientin zu mimen.
Kaffee hätte sie diesem Kräutertee auch definitiv vorgezogen.
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BeitragThema: Re: Saustall Kapitel 2   Saustall Kapitel 2 EmptyJanuar 28th 2016, 18:40

>>> Kram mit Brücke <<<
»Wir sind hier hoch gekraxelt, um was zu tun?«
Völlig aus der Puste stützte Kej sich auf ihren Oberschenkeln ab und musste sich eingestehen, dass sie wieder einmal verschnaufen musste. Der Weg war durchaus als anstrengend zu beschreiben. Die Herren gaben sich keinerlei Blöße. Mit Sack und Pack waren sie den schmalen Bergpfad entlang gezuppelt, als würden sie jedes Wochenende einen Ausflug in die Höhen unternehmen. Kej graute allein schon bei dem Gedanken daran, diesen verfluchten Berg auch wieder hinunter zu müssen.
»Hinter dem Berg gibt es ein paar Ansiedlungen.«
Das kam von ganz vorne, wo natürlich Halfdan zügig ausschritt, nun aber stehen geblieben war und sich umsah. Wie immer war von Tarje gar nichts zu sehen, der war schon vor Stunden vorausgeeilt. Yoannis legte seine warme Hand auf Kejs Schulter.
»Die Bewohner dort brauchen unsere Hilfe.«
»Beim Almabtrieb, oder was?«
Fragend sahen die anderen sie an. Raoul bildete das Schlußlicht und vertrieb sich die Zeit damit kleine Steinchen in die Schlucht zu ihrer Seite zu kicken.
Daher war es der Magier der nach einem abstimmenden Kopfnicken mit dem Krieger seinen Oberstudienratblick auf sie richtete.
»Hier in den Gegend gibt es Trolle. Und ja, diese behindern auch den Abtrieb von Kühen und Ziegen. Aber schlimmer ist, dass sie Reisende, Wanderer und die Anwohner regelmäßig überfallen.«
»A-ha«, machte Kej und dankte Yo für seine kleine Streicheleinheit indem sie ihre verschwitzte Hand kurz auf seine legte und tätschelte. Er ließ sie los, damit sie sich wieder aufrichten konnte.
»Und wir sind hier um den Trollen den SheriffStern unter die Nase zu reiben?«
Die Jungs wussten nicht was sie meinte, daher wedelte sie mit der Hand. Im Grunde konnte sie sich den Rest selbst zusammen reimen.
Cranius hielt es jedoch für angebracht sie aufzuklären, seine Stimme schnarrte: »Ich nehme an, du wirst als nächstes fragen, wie Trolle überhaupt aussehen. Also werde ich dich instruieren.«
»Können wir dabei weiter gehen?«
Raoul klang schon beinah so genervt wie Nörgel. Allerdings war der Fee sicher verpackt in Cranius Tasche. Auf die jetzt auch Kejs Blick kurz fiel. Sie setzte sich wieder in Bewegung: »Na schön, oh wandelndes Lexikon, erzähl’ mir was über Trolle.«
Selten genug, dass Kej einem der Männer eine andere Reaktion als ein verstimmtes Grummeln entlocken konnte, schien der Magier sich tatsächlich zu freuen, dass sie es wissen wollte. Und wenn das kein kleines ziependes Lächeln in der linken Ecke seines Mundes war, dann hätte Kej schwören können, er hätte ihre Flapsigkeit für bare Münze als Kompliment genommen.
»Es gibt unterschiedliche Troll-Arten.«
Ach nee.
»Die meisten sind klein, kurze Beine, lange Nasen, büscheliges Haar und ein Schwänzchen mit Quaste. Sie leben im Wald und sind entfernt verwandt mit Feen.«
Oh, Kej konnte sich gut vorstellen, was Nörgel dazu zu sagen hätte. Sparte aber ihre Luft zum Laufen. Das angeschlagene Tempo der Männer konnte sie kaum mithalten, trotzdem sie schon festgestellt hatte, dass seit sie ein Ork war, sie enorme Körperkräfte besaß. Anscheinend schienen die aber nicht jederzeit abrufbar.
»Lass mich raten und dann gibt es die große Sorte?«
Sollte ja keiner auf die Idee kommen, sie würde nicht mitdenken.
Erfreut klatschte Cranius in die Hände.
»Exakt. Es freut mich, dass dich das Thema so interessiert.«
Und er schwafelte weiter. Irgendwie hatte Kej ja gehofft, ihre patzige Art würde ihm die Lust auf eine Unterrichtsstunde vergällen. Da lag sie wohl daneben.
»Ich«, sie holte Luft, »weiß nur, dass sie«, erneut musste sie Luft holen, »unter Brücken«, oh zum Mäuse melken, »leben.«
Die Gruppe schwieg, wie üblich, wenn sie eine völlig irre Behauptung aufstellte. Aber Halfdan schien ihr wirklich endlich zu glauben.
»Leben die Trolle, da wo du herkommst, unter Brücken?«
Sie seufzte. Wie sollte sie ihm, einem Märchenprinzen erklären, dass das bei ihr zu Hause unter die Rubrik: Mythen und Märchen fiel? Wahrheitsgemäß äußerte sie umsichtig: »Ich habe noch nie Einen gesehen.«
Cranius nickte heftig.
»Sie sind eher scheu. Deswegen leben sie ja im Wald und in den Bergen. Und man kann sie tolerieren, solange sie sich verstecken.«
Haha! ’trollerieren’ - Die Orkin schwieg, sie wusste allerdings mit Sicherheit zu sagen, was als nächstes kam.
»Manchmal aber,...«
Halfdan riss die behandschuhte Faust hoch. Kej wusste schon, es hieß: Halt! Seid leise! Gegen ihr verräterisches Schnaufen konnte sie allerdings nicht viel tun.
Erst als der Krieger den Arm fallen ließ, nahmen sie den Weg wieder auf, schweigend. Der Weg schlängelte sich weiter, nun weg vom Rand und durch massiven Stein hindurch, wie eine Rinne. Kej fühlte sich erdrückt von allen Seiten. Vorne wie hinten die Kerle, links und rechts der Stein. Oben ein blauer Strich, der den Himmel in weiter Entfernung zeigte. Erst als sie das Ende dieses Passes erreichten, fühlte sie sich besser.
Jedoch nur für ein paar Augenblicke. Dann musste Yoannis sie schon mit sanfter Gewalt anschieben. Der Weg endete einfach. Dahinter war nichts als der Abgrund, der pfeifende Wind der an ihren Haaren riss untermalte ihre Angst. Man wusste anscheinend erst das man Höhenangst hatte, wenn man damit konfrontiert wurde. Sie schlugen den Weg längs des Gesteins ein. Kej erkannte jetzt erst das Tarje dort wartete. Und hinter ihm eine enorm lange, enorm wackelig aussehende Brücke den Abgrund überspannte. Von wegen Brücke.
»Da gehe ich nicht drüber!«
Die Männer sahen sie an.
Sie verschränkte die Arme.
»Das ist nicht euer beschissener Ernst!«
Hinter ihr knurrte es, aber da Yoannis als Puffer dazwischen stand, konnte Raoul ihr zum Glück keine Kopfnuss verpassen.
Die Brücke war ein dickes Tau, aus dem schon einzelne Fetzen heraus hingen. Links und rechts etwas höher hingen zwei weitere dicke Schnüre. Sie erkannte den Sinn, aber sie würde keinen Fuß darauf setzen.
Tarje rollte die Augen und legte sich seinen Bogen um Schulter und Brust, dann griff er nach den Seilen und balancierte Elfengleich drauf los. Halfdan wartete, ehe er hinterher ging.
»Hallo? Habt ihr vergessen, wie viel ich wiege?«
Halfdan lachte auf, der Wind riss ihm einen Teil der Lautstärke von den Lippen, aber klar hallte seine Stimme dennoch herüber.
»Wenn ich mit meiner Rüstung das schaffe, schaffst du das im Unterhemd auch!«
Da waren sie wieder. Die versteckten Spitzen. Kej stemmte die Füße in den Boden. Was bei massiven Fels keinerlei Wirkung hatte.
»Das mach’ ich nicht! Meine Mutter hat immer gesagt: Wenn alle von der Klippe springen, soll ich nicht hinterher springen.«
Gedämpftes Lachen drang an ihr Ohr.
»Anscheinend sind Mutter-Orks sehr klug.«
Jetzt knurrte sie.
»Hast du gerade behauptet meine Ma sei ein Ork, Raoul?«
Yoannis ging aus der Schußlinie, quetschte sich wagemutig an Kej vorbei und schloß zu Cranius auf, dessen Fuß schon auf dem Seil stand.
»Dann bleib’ halt hier. Ruh’ dich aus. Sieh’ zu wie du allein klar kommst.«
Das der Kerl aber auch immer so fies sein musste. Der Schurke machte Anstalten ebenfalls an ihr vorbei zu gehen. Kej packte seinen Arm. Es folgte einer jenen Momente in denen man sich gegenseitig tief in die Augen blickte. Ein Moment in dem so viel hätte gesagt werden können. Aber er verstrich ungenutzt.
»Nur damit du es weißt. Meine Mama ist kein Ork!«
Dann stieß sie Raoul zurück hinter sich und ging zur Brücke.
Sie spürte unter ihrem Fuß, wie das Seil das Gewicht aufnahm. Ihr wurde sofort schwindelig. Der beißende Kommentar von hinten, feuerte sie jedoch an.
»Nicht nach unten schauen.«
Keifend hob sie den Kopf: »Ach, wirklich? Da wäre ich ja nie drauf gekommen.«
Sie versuchte die Seile zu den Seiten fest zu packen, die Füße wie ein Seiltänzer voreinander zu setzen. Aber alles schwankte. Yoannis rief auf halber Strecke fröhlich: »He Kej, hier ist deine Brücke, schau’ doch mal, ob du deinen Brückentroll schon sehen kannst.«
Sie kniff die Augen zusammen. Jetzt machte sich auch noch der Priester über sie lustig. Na ganz klasse.
»Witzig. Wirklich!«
Sie versuchte weiter zu gehen. Konzentrierte sich auf jeden Schritt. Jedes Mal wenn sie ihren Fuß hob um ihn vor den anderen zu setzen schlug ihr Herz wild. Jedes Mal wenn alles gut ging, beruhigte sich ihr Puls. So langsam glaubte sie daran, dass das hier funktionierte. Wäre Raoul nicht gewesen. Natürlich, es war immer diese Krähe! Er war direkt hinter ihr mittlerweile, obwohl er spät gestartet war. Aber Kej brauchte dreimal so lange wie die anderen. Er hielt sich fest, federte in den Beinen und übertrug die Kraft auf das untere Seil, auf dem sie alle standen. Das ganze Gebilde begann zu wippen.
Kej schrie auf und kniff die Augen zusammen, hielt sich fest so gut es ging und stand Todesängste aus. Es war soweit, er brachte sie mal wieder zum Heulen. Was sie nur dadurch überdecken konnte in dem sie anfing zu schimpfen.
»Lass das! Du verdammtes Arschloch, du bringst uns um! Hör auf. Ich hasse dich!«
Raoul lachte hinter ihr, hörte aber auf.
»Beweg’ deinen dicken Hintern.«
»Pass auf, dass ich mich nicht umdrehe und mich einfach mit dir da hinunter stürze!«
So aufgeregt wie sie war, wollte sie sich beinahe wirklich umdrehen. Doch in diesem Moment fegte eine eiskalte Windböe heran und schüttelte sie durch. Ihre Haare wurden zur Seite gerissen, versperrten ihr die Sicht. Und der nächste Windstoß hob ihr Nachthemd an. Jetzt quietschte sie, anstatt zu schreien. Raoul konnte sich kaum halten vor Lachen und rutschte mit einem Fuß vom Seil. Er erschreckte sich, hielt sich aber gut fest.
»Hör’ auf!« flehte die Orkin mittlerweile, weil alles wippte und schaukelte.
»Das bin ich nicht!«
Er klang zu belustigt, als dass das stimmen konnte. Kej würde, wenn sie hier herüber war, auf die Knie fallen und den Boden küssen. Den Rest des Aktes brachte sie zitternd hinter sich. Mit Raouls Gekicher im Rücken, er hatte mittlerweile rote Wangen von Wind und Lachen. Als sie wirklich auf der anderen Seite angekommen war ohne abzustürzen fiel sie auf die Knie. Raoul schlüpfte an ihr vorbei und beugte sich kurz zu ihr hinab, nur um sie noch einmal zu demütigen.
»Heißer Hintern.«
Sie hieb mit der Faust auf den Boden. Und da war ihre Kraft. Ihre Knöchel bohrten sich in den Stein. Kleine Splitter spritzten zur Seite und sie hinterließ eine hübsche Delle. Mit der anderen Hand wischte sie sich über die Wangen.
Die Männer waren schon ein ganzes Stück weiter.
»Kommst du?«
Wer es war, war ihr egal. Sie nahm sich so viel Zeit wie sie benötigte. Als sie ihre Faust aus dem Dreck hob lächelte sie in die Wunde, die sie dem Berg geschlagen hatte.
»Kej was here.«

Die Jungs holte sie ein, weil diese doch tatsächlich ein klein wenig das Tempo gezügelt hatten. Sie hörte gerade noch wie Raoul zu den anderen sagte:
»Ehrlich, sie kann wirklich kein Ork sein. Ich habe noch nie einen Ork so kreischen gehört. Orks kreischen nicht.«
Der Krieger lachte: »Stimmt. Aber reiz’ sie nicht so viel.«
Raoul wollte zweifellos gerade zu einer passenden Antwort ansetzen, aber Yoannis räusperte sich vernehmlich.
»Da bist du ja.«
»Ah, die Sau ist wieder da.«
Halfdan gab das Zeichen weiter zu marschieren. Kej hob den Kopf so hoch sie konnte um betont stolz ihren Platz wieder einzunehmen. Als sie an Raoul vorbei kam, trat sie ihm ganz absichtlich auf den Fuß. Er trug Lederstiefel und sie war barfuß, das machte jedoch nichts. Sein Gesicht verzog sich. Sie hielt sogar inne.
»Schon mal von nem Brauereipferd getreten worden? Ich schon. So fühlt sich das an.«
Sie drückte so doll sie konnte und ging dann weiter. Yoannis presste die Lippen fest aufeinander, während der Rest das gar nicht mitbekam. Nur der Schurke, der humpelte die nächsten zehn Minuten mit verkniffenem Mund. Da war ihm dann wohl auch endlich mal die Spucke weggeblieben.
Der Weg war nun ebener und Kej gestattete es sich noch mal eine Konversation zu initieren.
»Also. Trolle. Wir jagen jetzt also den Obertroll?«
Sie rechnete damit, dass der Schlaumeier dozieren wollen würde. Aber es war doch tatsächlich Raoul, der seine Zunge wieder gefunden hatte.
»Ich höre immer ’wir’. Das Wildschwein müssen ’wir’ schon in irgendeinem Fass verstecken, sonst gehen die Bergbewohner doch gleich auf sie los.«
Davon abgesehen rief er lauter, um bis zu Halfdan durchzudringen:
»Und von der Belohnung kriegt sie auch nichts ab! Sie kann froh sein, dass sie nicht selbst die Beute ist!«
Rasch zog sie den Kopf ein, jetzt war der Herr also beleidigt und redete von ihr nur noch in der dritten Person. Fein, konnte er gerne haben.
»Ich will von eurer blöden Belohnung gar nichts. Und helfen werde ich euch sicher auch nicht.«
Erstens, weil sie es nicht konnte, unbekleidet und unbewaffnet (gedanklich hinzugefügt: untalentiert) wie sie war und Zweitens, weil sie nicht die geringste Lust verspürte einen Troll zu erlegen. Überhaupt irgendetwas zu erlegen. Das wäre ja, da sie hier den Ork darstellte und abnormal war, als ob sie mit dem Feind paktierte gegen ihre eigene Art.
Diplomatie stand sicher nicht auf Halfdans Banner, aber er versuchte es dennoch: »Erst einmal ankommen. Dann sehen wir weiter.«
Sowohl Raoul als auch Kej rollten mit den Augen. Ein wenig unwohl fühlte sich Yoannis dazwischen ja schon. Andererseits war es amüsant. Er bekam so langsam ein Gefühl dafür, was hier vor sich ging. Unverdächtig warf er einen Blick über die Schulter und lächelte still für sich.
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BeitragThema: Re: Saustall Kapitel 2   Saustall Kapitel 2 EmptyJanuar 28th 2016, 18:40

>>> Kram mit Troll <<<

»Woho! Halt, halt, halt mal, ja?«
Kej legte den Kopf schief und blinzelte heftig. Ihr blieb der Mund ein klein wenig offen stehen. Sie musste irgendwo auf den Kopf gefallen sein, denn das was gerade geschah konnte unmöglich real sein. Na gut, zugegeben, hier war gar nichts real, immerhin Albtraumwelt und so.
Mit gezückten Dolchen, je einen in jeder Hand, war Raoul vor sie gesprungen und versperrte Eric den Weg.
»Das ist unser Ork, ist klar, oder?«
’Unser Ork’?
Der Mann gegenüber trug bunt zusammen gewürfelte Kleidungsstücke, anders als Raouls schicke schwarze Montur. Eric sah aus, als ob er von verschiedenen Wäscheleinen je ein Stück geklaut hätte. Eine schicke Feder zierte seinen Hut und auch er war mit einem Messergurt ausgerüstet. Allerdings trug er zusätzlich eine Peitsche aufgerollt am Gürtel. Kej gefiel das nicht. So ungern sie es zugab, aber ’ihre’ Jungs reichten. Sie war Schuld daran, dass man auf die Anderen jetzt überhaupt gestoßen war, gerne hätte sie darauf verzichtet. Vor allem darauf, wie die anderen sie ansahen.
Was hatte Raoul noch gesagt auf dem Weg hierher? Sie solle aufpassen, nicht selber Beute zu werden. Tja, ta da. Sie war es schon (wieder). Vorsichtig zog sie sich zurück. Das aber ausgerechnet eben jener Idiot sich jetzt für sie einsetzte war an Dramatik kaum zu überbieten.
Eric setzte zum Sprechen an: »Oh, geht das jetzt schon wieder los? ’Meins’ gleich ’Deins’ ?«
Drohend fuchelte Raoul mit den Waffen und überkreuzte sie: »Wärm’ jetzt nicht die alten Geschichten auf!«
Der Mann mit dem spitzen Bart und den Narben im Gesicht, die im Schatten der Hutkrempe lagen, kam einen Schritt näher: »Und ob. Es ist schließlich genau wie damals. Aber ich frage mich gerade ob die Sau da, wenn ich sie frage, ob sie nicht lieber mit mir kommen möchte, dich auch freiwillig stehen lässt, wie Christine es getan hat.«
»Na, da habe ich mich gerirrt«, murmelte Kej ungehört. Es ging noch dramatischer.
Raoul sprang vor und griff seinen Kontrahenten an. Es ging so schnell, Kej konnte kaum verfolgen wohin die Arme wirbelten. Aber am Ende rollten die beiden über den Boden und prügelten auf einander ein. Erics stylischer Hut war durch die Gegend gesegelt und lag in einer Pfütze.
»Will keiner von euch, ehm... nein? Auch gut.«
Anscheinend war das für den Rest von Halfdans Gruppe völlig in Ordnung dabei zuzusehen, wie die beiden wie Kindergartenkinder balgten. Bemerkenswert fand Kej, dass es doch tatsächlich Triggerpunkte bei Raoul gab, die sie nicht kannte, die ihn aber fuchsteufelswild werden ließen. Selbst sie musste zugeben, bei allem was sie sich so untereinander an den Kopf warfen, das was Eric da angedeutet hatte war echt unter die Gürtellinie gegangen. Nicht ganz objektiv hielt sie zu Raoul. Sollte er doch bitte diesem gemeinen Kerl so richtig Eins auf die Nase geben. Hatte der bestimmt verdient.
Den Rest der Bagage hatte Kej glatt vergessen, während sie dem Gerangel zusah.
»Ihr habt also schon einen Kopf im Sack, also solltet ihr uns den Troll überlassen. Der Ork bringt doch bestimmt ein hübsches Sümmchen.«
Bul Hur, ein Ekelpaket ohne Gleichen. Würde er nicht so unfassbar gut aussehen. Kej wandte den Kopf und betrachtete den Mann. Wurde hier gerade ernsthaft gefeilscht? Sie zog sich noch einen Schritt zurück. Es war wirklich nicht ratsam diesem Mann ins Blickfeld zu geraten. Groß wie breit und dabei noch mächtiger in der Erscheinung als Halfdan. Der vermittelte Klasse, Bul hingegen, nun ja, er trug Fell und Hörner am Helm, das sagte alles. Er war der Stereotyp eines Wikingers, von dem sich jede Christin doch gern verschleppen lassen würde um ganz barbarische wilde Orgien zu feiern.
»Wie er schon sagte,« gab Halfdan bekannt und deutete zum Duo aus fliegenden vier Fäusten, »Unser Ork.«
Eine andere Stimme aus dem Gefolge des gegnerischen Barbaren meldete sich zu Wort: »Du meinst jetzt aber nicht, euer Ork-Maskottchen oder so was, oder?«
»Es ist nich gefesselt. Ich glaube, die meinen das Ernst, Thinges.«
Die Augen der Orkin wurden riesig.
»Tarje?« sie flüsterte seinen Namen.
Der Jäger hob so eben seinen Bogen an und machte einen auf heroisch. Er leckte die Federn am Schaft an, ehe er den Pfeil auflegte. Ganz gemächlich. Er stand schräg hinter ihr, trat nun aber in die Lücke die sie hinterlassen hatte auf ihrem Rückzug.
»Hallo Brüderchen,« machte ein Mann gegenüber.
Die Orkin konnte kaum mehr erkennen wer es war. Aber jetzt da er von Geschwistern sprach, glaubte sie in seinen Zügen Ähnlichkeiten festzustellen. Eine ebenso hübsche Ausgabe des Bogenschützen in der Reihe, die auf Konfrontationskurs war. Na, hier war ja was los. Sie konnte dem Unheil nur tatenlos entgegen blicken. Viel unaufgearbeiteten Gefühle, Feindschaften lagen in der Luft. Es knisterte doch regelrecht. Es war nur eine Frage wer den ersten Schritt machte.
Bul Hur versuchte es noch einmal vernünftig, obwohl er sich mit den Seinen einer geschlossenen Formation gegenüber sah. »Überlasst uns den Troll.«
Sie schüttelten auf Kejs Seite alle den Kopf.
Die dicke Axt, die Bul nun hoch hob und waagerecht vor sich hielt, war dann wohl Antwort und Aufforderung in einem. Kej wich Kopf schüttelnd weiter zurück um den Männern Platz zu machen. Sie hatte das unbestechliche Gefühl, hier würde sich entscheiden ob sie ihren Kopf behalten würde oder nicht. Um den Troll ging es schließlich nur sekundär.
Ulkigerweise traktierten sich Raoul und Eric immer noch abseits der anderen. Aus der Rauferei war eine handfeste Prügelei geworden, die keiner von ihnen aufzugeben bereit war. Yoannis ließ sich in die zweite Reihe zurück fallen, hinter seine drei Kameraden. Kej hatte sich ja schon die ganze Zeit gefragt, was er zur Truppe beitrug außer Tee kochen. Aber sie vermutete stark, dass er derjenige war, der bei allen ’Danachs’ das provisorische Feldlazarett bedienen durfte.
Vor dem Danach kam aber das Davor und es begann mit Halfdan. Der sein Schwert mit beiden Händen hochriss und einen Tarzan verdächtigen Schrei vom Stapel ließ. Kej schürzte die Unterlippe vor, doch ja, schon beeindruckend. Allerdings donnerte Buls Stimme um einiges mehr, was ihr wiederum eine Gänsehaut bescherte.
Der geküsste Pfeil sirrte davon, aber Thinges wich aus, in dem er lediglich den Oberkörper zur Seite drehte und dann los wetzte. Ehe Tarje einen weiteren Pfeil anlegen konnte, schlug der Bruder seinen Mantel nach hinten. Der rote Samt flatterte und eine Armbrust kam zum Vorschein. Instinktiv verschwand Kej hinter dem nächsten Baum und blickte an ihm vorbei.
Wo auch immer der Bolzen hingeflogen war, konnte sie nicht ausmachen, Fakt war aber, dass die beiden Brüder Raoul und seinem Rivalen in nichts nachstehen wollten in punkto: ungelöste Probleme. Tarje schlang seinen Bogen um den Hals seines Bruders der ihm daraufhin mit der Armbrust in den Bauch stieß.
Die Orkin konnte von ihrem Punkt aus gut mitverfolgen was sich alles an den einzelnen Fronten zu trug. Auch wie das Pendant zu Cranius in seiner Hand einen Feuerball erwachsen ließ, der hell aufloderte. Er warf ihn wie andere Leute Bälle beim Völkerball. Cranius hatte ja wohl hoffentlich nicht vor den zu fangen? Nein, er wich aus und ließ den Feuerball einen Krater dort einschlagen wo er gerade noch gestanden hatte. Seinen kleinen Zweig legte er sich über den Handrücken um ihn zu stabilisieren und trieb damit nun seinen persönlichen Gegner Haken schlagend herum. Irgendwie waren Blitze auch viel toller als Feuerkugeln. Kej merkte erst, dass sie die Luft angehalten hatte, als sie nach eben dieser schnappte. Das magische Duell war atemberaubend anzusehen. Aber erhabener wirkte der Kampf zwischen Bul Hur und Fyrste Halfdan. Das hatte etwas wahrlich ritterliches.

»Was ist denn hier los?«
»Ein Mehrfach-Duell«, gab Kej Auskunft. In ihrer Stimme schwang Begeisterung mit.
»Interessant.«
»Ja!«
Gebannt starrte sie weiter zum Kampfplatz, der bald übersät war von Löchern und Kratern. Nicht nur auf magische Weise produziert. Auch die Klingen die sich in den Boden gebohrt hatten, hinterließen sichtbare Scharten. Der Orkin fiel es nicht im Traum ein, dass jemand sich an sie angeschlichen hatte und sie ausfragte.
»Für wen bist du?«
Sie antwortete: »Na für die.«
»Interessant.«
Erst jetzt wurde sie stutzig. Sie drehte ganz langsam ihren Kopf.
Der Schrei blieb ihr im Hals stecken, sie verschluckte diesen schlichtweg und erhielt als Quittung vom Zwerchfell einen Schluckauf.
»Wa- Wa- Wa-?«
Ein riesiges zotteliges Ding mit steingrauer Haut saß neben ihr. Es war so groß, dass es sich tief hinunter beugen musste um seinen Kopf auf etwa die gleiche Höhe wie sie zu bekommen. Er saß so, dass seine Knie sogar über seinen Kopf in dieser Haltung hinaus ragten. Seine Tatzen seitlich von sich auf den Boden gestemmt. Es hatte kleine runde Äuglein und eine lange krumme Nase auf denen Pilze wucherten. Dem Aussehen nach Champignons.
»Nabend, Wawawa«, meinte Er oder Es.
Der Kampf im Hintergrund war vergessen. Kej dachte sich nur: Bitte friss mich nicht!
Die eine große Klaue erhob sich und er öffnete die Finger. Er hatte nur einen Daumen und zwei Finger. Den einen hielt er ihr hin.
»Ich bin Kevin.«
Kej griff mit der ganzen Hand zu um seinen Finger zu schütteln.
Dabei schüttelte sie den Kopf.
»Hoffentlich hauen sie sich gegenseitig so kaputt, dass wir ihnen egal werden.«
Kej folgte langsam dem Blick des Riesen hinüber zu den Kämpfern. Unablässig rotierten die Fragen in ihrem Kopf. Was hieß hier bitte ’wir’ und wieso war er/es so unfreundlich und hoffte, dass die Jungs sich halb tot prügelten? Was war er/es überhaupt? Und von allen möglichen Fragen, stellte sie diese, drehte ihren Kopf und stemmte ihre Hände in die Seiten.
»Sind das Champignons auf deiner Nase?«
Er/Es drückte sich ein wenig tiefer und zupfte sich einen Pilz mit spitzen Fingern aus und bot ihn ihr an.
»Ah, wie unaufmerksam von mir, möchtest du, ich lade dich ein, Wawawa.«
Ihre Hände streckten sich, ohne dass sie diese davon abhalten konnte und nahmen den Pilz aus den Fingern des Er/Es.
»Dan-ke?«
Er grummelte tief, es klang als ob Steine in seiner Kehle polternd aneinander schlugen. Sie würde diesen Pilz auf gar keinen Fall konsumieren, wer wusste schon was das auslösen würde. Aber wegwerfen konnte sie ihn jetzt auch nicht, das wäre ziemlich unhöflich gewesen und sie wollte alles, aber sicher nicht diesen Giganten erzürnen. Der musste nur seinen Daumen benutzen und würde sie wie einen Nagel im Holz, im Waldboden versenken.
»Du bist...?«
In seiner Nähe konnte sie keinen Satz zu Ende bringen. Aber zuvorkommend wie Er/Es war, half es schon aus.
»Kevin, der Troll.«
Na klar, wer auch sonst.
»Ah, der Troll«, Kej nickte und zog den Pilz an ihren Körper der so groß war wie eine Thermoskanne.
»Warte, was? Der Troll? Ich meine: DER Troll?«
Er/Es - Der Troll nickte und sein wuschiges Fell vibrierte.
»Also, nur damit ich das richtig verstehe, du bist Kevin, der Troll. Der Troll Kevin, der hier die Ortschaften terollisiert? Ehm, ich meine trollisiert, ach Quatsch! Terrorisiert.«
»Hm«, brachte der Troll zu Stande.
Ganz verwirrt drehte Kej den Kopf und hieb ihn gegen den Baum. Der daraufhin nicht anfing zu wackeln und Blätter abzuwerfen. Alles was geschah war, dass ihre Stirn danach weh tat.
»Wawawa, du - darf ich dich Wa nennen? - du redest ganz schön wirr, selbst für einen Ork.«
Jetzt hatte er ihre volle Aufmerksamkeit. Sie riss den Kopf wieder herum und pampte ihn an: »Ich bin kein Ork und nein, du kanst mich nicht Wa nennen!«
Der Troll nickte.
Kurz darauf meinte er betont enttäuscht: »Wir sollten uns jetzt schleichen.«
Die Orkin, die ja vehement behauptete sie sei keine, blinzelte.
»Wieso?«
Kevin deutete am Baum vorbei: »Sie sind fertig.« Damit richtete er sich auf und stapfte davon. Kej bewunderte seine Größe, als er sich aufrichtete schien er sich zu entfalten. Er drückte sacht ein paar Bäume zur Seite und verschwand dazwischen. Sie starrte ihm mit offenem Mund hinterher. Wie konnte Kevin eine solche Größe erreichen und dabei seine Füße so vorsichtig platzieren ohne das leiseste Geräusch zu verursachen?

Sie stand noch immer in Schockstarre mit Pilz hinter dem Baum, als eine Stimme sie zurück ins Hier und Jetzt riss. Wer hätte es auch anderes sein können als Raoul? Er packte sie, drehte sie, schmetterte sie gegen den Baum und griff nach ihrem Gesicht. Tastete es kurz ab, ehe seine Hände weiter glitten zu ihrem Hals und ihren Schultern. Als seine Finger gefährlich nah den Brüsten kamen fauchte sie ihn an. Ihre Augen glänzten.
»Aus! Pfui!«
Der Schurke schien erleichtert.
»Ich habe dich gerufen! Ich hatte schon das Schlimmste befürchtet.«
Die Orkin drückte ihren Pilz und trat an ihm vorbei, nicht ohne mit ihrer kräftigen Schulter absichtlich fest gegen seine zu stoßen.
»So? Was wäre denn das Schlimmste? Das ich noch lebe? Ta da! Ja, du hast mich weiter am Hals!«
Sie stapfte um den Baum herum, zurück Richtung Kampfplatz.
Raoul blieb wo er war, starrte auf den Boden und rieb sich die Schulter.
Anscheinend hatte Kej das Beste verpasst. Obwohl das Ansichtssache sein konnte. Wann traf man sich schon mal auf einen Plausch mit einem Troll? Ihr Souvenir hielt sie eisern umklammert, von der gegnerischen Gruppe keine Rückstände mehr erkennbar. Sie hatten sich und ihr Zeug gepackt und sich davon gemacht. Anscheinend war das wohl ein Sieg für Halfdan und die Seinen. Kej fragte sich, wer jetzt das Fähnchen in das eroberte Terrain stecken würde.
Niemand wie es aussah. Tarje und Halfdan standen abseits und hielten sich bereit, falls doch noch etwas nachkommen sollte. Cranius saß auf dem Boden, seine hübsche, penibel sauber gehaltene Robe, war befleckt. Ein großes Loch war auf Bauchhöhe hinein gebrannt mit braunen Rändern. Da konnte er von Glück sprechen, dass er sich nicht, dank seiner Kleidung, in eine menschliche Fackel verwandelt hatte. Aber Yoannis kümmerte sich darum - um den Mann in der Robe, nicht um die Robe. Die war hinüber.
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BeitragThema: Re: Saustall Kapitel 2   Saustall Kapitel 2 EmptyJanuar 28th 2016, 18:41

>>> Sauerei <<<
Im Anschluß machten sie sich wieder auf den Weg, den Troll zu suchen. Die Orkin überlegte, während sie auf ihre grünen Hände starrte, die noch immer den Pilz umklammert hielten, wie sie die Jungs dazu bewegen konnte eine andere Richtung einzuschlagen. Es wunderte sie, dass Tarjes scharfer Spurensuchsinn noch nicht angesprungen war. Aber anscheinend hinterließen Trolle keine Spuren.
Vielleicht, wenn sie Kevin kennen lernen würden. Er war doch ein ganz lieber Troll gewesen. Dann würden sie sich dazu bekehren lassen, statt ihm den Kopf abzuschlagen, ihn zu schützen. So wie sie ihr einen Platz in ihrer Mitte zugesichert hatten.
Allerdings, wenn sie sagte, dass sie eine andere Richtung nehmen sollten, müsste sie erklären wieso. Was dazu führen würde, dass sie heraus bekommen würden, was sie erlebt hatte, während die Herren (auch) um sie gekämpft hatten. Ach, verzwickter Mist hoch zweiundvierzig aber auch eins.
Wussten sie es nicht schon unlängst? Fragten sie sich nicht, woher sie den Pilz hatte? Oder war das hier in dieser Welt auch eines dieser: ’Ist hier so’ Angelegenheiten? Herrje! Sie wusste immer noch nicht, ob es jetzt wirklich ein Champignon war.
Die anderen waren aber alle mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt. Raoul mit seiner Ex-Freundin. Cranius mit seiner baldigen Ex-Robe. Tarje mit seinem leider niemals Ex-Bruder. Halfdan mit Bul Hurs wuchtigen Axthieben und Yoannis mit dem schwindenden Vorrat an Heilmitteln.
Sie fanden ihn aber trotzdem.
Vielmehr holten sie ihn ein. Denn Trolle dieser Größe waren langsam unterwegs. Kein Wunder, wenn sie das auf dem Weg hier herauf richtig verstanden hatte, dann wuchsen manche Trolle einfach so lange weiter, bis sie zu Bergen wurden und still stehen mussten. Schon doof das.
Und sie waren natürlich nicht die Einzigen. Wie es aussah hatte es eine ganz andere Gruppe noch vor ihnen geschafft. Ausnahmsweise war Kej zwar der Auslöser für die Verzögerung gewesen diesmal, aber nicht die mittelbar Schuldige. Das sollte doch was heißen.
Kevin schwang einen ganzen Baum. Irgendwie war das ja beinah schon zu erwarten gewesen. Er war groß, hatte steinerne Haut und nutzte als Waffe, was ihm grad in die Finger kam. Gerade tauschte er den Baum gegen einen der gegen ihn kämpfenden Ritter. Mit dem Blechmann vermöbelte er daraufhin einen am Boden stehenden Mann in roten Pantoffeln und auch der Kerl, der aussah wie Herkules samt Löwenfell bekam sein Fett weg. Vor allem deshalb weil er rannte wie vom Teufel verfolgt und dabei sicher das bisschen Körperfett was er zwischen den Zehen und hinter den Ohren noch sparte, verbrannte.
Schon übel, welch leichtes Spiel Kevin mit den wackeren Mannen hatte. Völlig unbeeindruckt stampfte er seine große Faust auf den Boden und öffnete die Finger. Die völlig zerdrückte Rüstung blieb wie eine Puppe sitzen wo sie war. Kej wollte gar nicht wissen, wie der Kerl aussah, der da jetzt drin steckte. Sie verzog das Gesicht. Auf einmal erschien ihr Kevin nicht mehr ganz so lieb.
Und als wäre ihr Gedanke ihm direkt ins Gehirn geschossen, drehte sich der Troll um.
»Wawa!«
Kej grunzte.
Ihre Mannschaft bemerkte nicht, dass Kevin immer noch glaubte, das wäre ihr Name. Hatte sie ihm nicht untersagt sie Wawa zu nennen? Ach nein, Wa. Wawa hatte er nicht gefragt. Na prima.
»Ehm, seid ihr jetzt dran, oder so was?«
Halfdan grinste: »Und wie wir das sind. Die Gruppe von Ozzy ist jedenfalls aus dem Rennen.«
So langsam verstand Kej die Spielregeln. Vorher durfte man sich gegenseitig an die Gurgel springen, während eines laufenden Kampfes aber nicht eingreifen. Erschien irgendwie logisch. Raoul torpedierte ihre Einschätzung.
»Gut, dass sie selber einsehen, dass sie es nicht bringen. Sonst hätte ich das geregelt.«
Es gab wirklich so Momente, in denen konnte Kej sich nicht beherrschen, sie hob den Pilz an und zog das weiche Ding dem Schurken über den Kopf. Es tat ihm nicht weh, der Fungus prallte gummiartig zurück. Aber er verstand schon.
»Was denn? Das war doch ein Trauerspiel!«
»Du würdest anderen Menschen wirklich in den Rücken fallen?«
Er lachte hart und unecht: »Jederzeit!«
Halfdan trennte die beiden vorsorglich: »Können wir dann, Meister?«
Raoul nickte schnell und zwinkerte Kej noch zu: »Schau’ gut zu!«
Tatsächlich schaute sie ihm hinterher. Aber dann sah sie Kevin und sie brüllte: »Bestimmt nicht!« Demonstrativ wandte sie sich ab. Sie würde nicht dabei zusehen, wie sie den armen Kevin weh tun würden. Bdinah wünschte sie sich, jemand würde eingreifen.

Dumm an der Sache mit dem Wünschen war, dass das auch ohne Wunschbrunnen und Sternschnuppen funktionierte. Wer sollte es auch anderes sein als Bul Hur? Deren Medicus schien ziemlich auf Zack zu sein und hatte seine Leute wieder auf Vordermann gebracht. Und sie warteten nicht ab, bis der Troll sich der neuen Angreifer erwehrte.
Als Kej die neuen Stimmen hörte, drehte sie sich doch um. Sie konnte sich glücklich schätzen, der Pilz bot ihr Halt. Das nächste traurige Spektakel nahm seinen Lauf.
Thinges feuerte einen Bolzen auf Kevin ab. Was den Troll zugegebenermaßen nicht juckte, aber der Schütze schrie dabei: »Unser!«
Woraufhin Raoul zurück brüllte: »Vergiss es!«
Der dann von Eric sofort angegriffen wurde: »Jedenfalls nicht Deins!«
Und erst dann brach der Zirkus los.
Kej grummelte: »Wenn Kevin sich doch ohnehin in einen Berg verwandelt, was spricht dagegen einen neuen Berg entstehen zu lassen? Ist doch kein Grund sich und ihm den Kopf einzuschlagen.«
Zukünftiger Berg Kevin hatte seinen Baum wieder aufgehoben und wischte damit den Waldboden. Sie sah wie Tarje erfasst und davon gefegt wurde. Erleichtert atmete sie auf, als er aus der Baumkrone den Kopf hob und es ihm gut ging.
Irgendwie schien es ein Jeder gegen Jeden. Wobei Kevin all die kleinen Stiche, die sie gegen ihn anbrachten, kaum zu spüren schien. Wirklich unverwüstlich so ein Troll. Aber neben Mamor und Eisen konnte eben auch Stein brechen. Und auch wenn der Troll irgendwann einmal seine Transformation abgeschlossen haben würde, noch lebte er. Und was lebte, das würde wohl auch bluten. Fasziniert beobachtete Kej das Getümmel.
Ihr Blick fiel auf etwas, das ein kleines Stück abseits lag, da sich das Geschehen etwas verlagert hatte. Denn wo immer Kevin hin ging, um ihn herum rangelten die Männer.
Unbeaufsichtigt lag hinter einer Baumwurzel ein Bündel. Kej schätzte den Weg ab. Vielleicht konnte sie dieses Tohuwabohu ausnutzen um Nörgel zu holen. Das war ihre erste echte Chance. Cranius ließ sein Hab und Gut sonst nie aus den Augen. Nur jetzt, da er vollauf beschäftigt war.
Sie traute sich doch tatsächlich sich in die Richtung zu bewegen. Seitwärtsschritt, Vorwärtsschritt, stehen bleiben, noch ein Schritt. Einfach ganz unbeteiligt vorrücken. Dann warf sie einen letzten sichernden Blick zum Kampf, ehe sie sich schnell bückte und den Pilz gegen die Wurzel lehnte als Sichtschutz. Sie zog das Bündel an sich und fummelte am Verschluß. Gut gesichert war es nicht gerade. Nur ein Stück Horn welches als Knopf fungierte. So vorsichtig sie konnte griff sie hinein und tastete mit den Fingern über Stoffe, Pergament und etwas Klebriges. Dann traf sie auf Holz.
Diesen Gegenstand zog sie hervor und grinste.
»Treffer und versenkt.«
Da sie das Kästchen nirgendwo verstecken konnte, das Hemd hatte keine Taschen, schloß sie die Tasche und schob sie zurück an ihren Platz. Dann nahm sie ihren Pilz und folgte zögerlich wieder Schritt für Schritt der Frontlinie.
Sie blieb aber weit genug fort von der Gruppe um das Kästchen zu schütteln und an ihr Ohr zu halten.
»Nörgel? Ich bin es. Kej!«
Der Fee antwortete erschrocken: »Was?«
Das Kichern war ihr selbst unheimlich. Sie hatte gar nicht gewusst, dass kriminelle Energie in ihr steckte.
»Wie kann ich dich frei lassen?«
Keine Antwort.
»Soll ich den Kasten kaputt machen?«
Immer noch Stille.
»Bist du vor Schreck in Ohnmacht gefallen?«
Nörgel brauste auf.
»Ich packe!«
Eingehend betrachtete sie ihre Hand. Er tat bitte was? Wie viel konnte er denn schon besitzen? Die Orkin probierte es weiter mit Schütteln und Reiben. Nützte nichts.
»Wir haben nicht ewig Zeit!«
»Ja doch!«
Sie war sich schon im Klaren darüber, dass das jetzt ungeplant kam, aber was trieb der Fee da bitte so lange? Erst noch ins Bad oder was Männer sonst immer taten. Dann erlöste er sie endlich.
»Gut, du kannst mich jetzt herbei rufen.«
Prima! Sie hatte keine Ahnung wie.
»Mein linker, linker Platz ist frei, ich wünsche mir Nörgel herbei?«
Das Kästchen schien in ihrer Hand warm zu werden.
»Was bitte war das denn, Bache?«
Wusste sie auch nicht, sie war nicht Magiebegabt, was wusste sie schon, wie so eine Formel lautete. Sie versuchte sich daran zu erinnern, was Cranius sagte, wenn er Nörgel aus dem Kasten ließ. Es wollte ihr aber nicht einfallen.
»Flamme an!«
Der Befehl bewirkte auch nichts.
»Du bist wirklich nicht die Schlaueste«, die Feststellung war leider richtig.
»Nörgel, Arbeit für dich!«
Und schwupps klickte es. Sie blieb stehen und fingerte mit ihren dicken Fingern an dem Verschluß. Dann klappte der Deckel auf. Nörgel grinste sie an und flatterte hoch.
»Geht doch!«
Schwang da ein wenig Vorwurf im Subtext mit? Freches Gelichter.
Doch der Fee entfaltete seine Flügel, griff einen winzigen Sack, der aus einer Blüte zu bestehen schien und sprang heraus. Kej warf einen Blick in den Kasten. Er war leer. Sie drehte ihn auf den Kopf, nichts fiel heraus.
»Soll ich es weg werfen?«
Nörgel brüllte ihr ins Ohr: »Bist du wahnsinnig?«
»Was dann?«
Er legte seine Blüte auf ihrer Schulter ab und machte ein paar Kniebeugen.
»Gute Frage, jetzt kannst du es gerne kaputt machen. Vielleicht hilft das.«
Sie ließ sich nicht zweimal bitten und versuchte den Deckel vom Rest abzureißen. Das wollte nicht so ganz gelingen. Sie hatte doch Hauer, schoß es ihr durch die Ideenwerkstatt. Aber auch das reichte nicht. So war das eben mit magischen Gegenständen. Schließlich legte sie den Pilz wieder ab und suchte sich einen Stein.
»Was ist denn da drüben los?«
Kej hob den Kopf und unterbrach die Suche. »Hm? Ach, die wollen alle Kevin töten.«
Nörgel flatterte ein wenig auf und ab, kam dann aber zu ihr zurück. In ihrer Nähe fühlte er sich wohl und er konnte genauso gut von hier aus beobachten, fand er. Unterdessen hatte Kej sich einen schönen Stein gefunden, sie kniete sich vor das Kästchen und holte aus.
Rumms.
Der erste Schlag brachte gar nichts.
Rumms. Rumms.
Na das sah doch schon besser aus. Immerhin konnte man das Holz zerkratzen. Wo war denn diese enorme Kraft, wie aktivierte man die? Im Berg am Pass nach der Brücke hatte sie das doch auch hinbekommen. Vielleicht, wenn sie sich vorstellte, das Kästchen wäre Raoul?
Rumms.
Nee, half auch nicht weiter.
»Verdammt noch mal«, sie hämmerte munter weiter. Irgendwann würden rohe Kräfte sinnlos waltend schon ihre Pflicht erfüllen.
»Geh’ endlich kaputt!«
Sie knurrte doch glatt die Schachtel an.
»Ich WILL, dass du jetzt aufgibst!«
RUMMS!
Und siehe da, endlich landete sie diesen Schlag. Sie wusste noch nicht wie sie ihn nennen sollte. Diesen Fausthieb á la van Damme. Und gleich noch mal, weil es so schön war: »Ich WILL!«
RUMMS!
Nörgel feuerte sie an: »Jetzt hat es verloren!«
Gemeinsam feierten sie ihren Sieg, in dem Kej die Trümmer in die hohle Hand sammelte und der Fee ihr einen Kuss auf die Wange gab. Den spürte sie kaum, aber sie freute sich mit ihm nur umso mehr.
»Bist du jetzt wirklich frei?«
»Jawohl. Zauber gebrochen.«
Sie warf die Splitter von sich und klopfte sich die Hände ab.
»Das war ja einfach.«

Der Kampf derweil hatte eine eigenartige Dynamik aufgebaut. Mehr und mehr griff der Troll, Kevin, nicht mal mehr ein. Bewunderung lag auf Kejs Zügen die zusammen mit Nörgel weiter dem HickHack folgte. Ein so riesiges Wesen, wie der Troll konnte sich praktisch unsichtbar machen, mitten im Gewimmel. Statt die Füße und Beine des Riesen anzugreifen, nutzten die beiden sich gegenseitig zerfleischenden Gruppen die unzerstörbaren Beine als Schilde hinter denen sie in Deckung gehen konnten. Sie folgten den Schritten nur noch, weil sich ihr Versteck bewegte.
Sie steigerten sich sogar so weit in ihren gegenseitigen Hass, dass Kevin irgendwann aus dem Kampf aussteigen konnte. Er zog seinen Baum hinter sich her und trottete langsam auf Kej zu. Dann stellte er den Baum falsch herum ab und lehnte sich auf die Wurzeln. Seine Stimme klang müde.
»Schon putzig. Wie Ameisen.«
Die Orkin erinnerte sich ungern daran, wie sie barfuß vor wenigen Tagen in einen ihrer Hügel getreten und sofort gebissen worden war. Aber Kevin hatte Recht, so wie sie die echten Insekten, konnte er sich die Menschen einfach vom Fuß schütteln. Sie hob den Kopf und legte ihn in den Nacken. Im Verhältnis zu Kevin war sie in etwa so klein wie Nörgel für sie.
»Hast du denn keine Angst?«
Der Troll seufzte und brachte mit seinen großen Nasenlöchern die Äste zum Wackeln.
»Ach, weißt du, Wawa, wenn es die nicht sind, sind es später andere.«
»Heißt das, du findest dich einfach damit ab?«
Der Fee klopfte ihr das Ohr.
Kevin reagierte mit einem tiefen Grummeln, welches wieder Steine scheppern ließ.
»Wenn ich alle besiegt habe, vielleicht lassen sie mich dann in Ruhe. Aber die wenigstens von uns schaffen es.«
Sie senkte den Kopf. Das war traurig und ungerecht.
Hilfreich versuchte der Fee zu erklären:
»Weißt du, das ist so: Das Land braucht einfach nicht so viele Berge wie es Trolle gibt. Stell dir vor, wie es hier aussehen würde, wenn man jeden Troll zum Berg werden lassen würde.«
Das konnte Kej beinah schon einsehen. Aber nur beinahe.
»Soll das heißen, wir sind gerade auf einem Troll?«
Sie hob den Blick wieder zu Kevin, der sie anlächelte auf eine makabere Art. Wie der Querulant dessen Kopf schon in der Quillotine lag.
»Das heißt es.«
Darüber musste sie nachdenken und staunen.
»Ist das bei den Orks ähnlich?«
Der Fee und der Troll sahen sich über ihren Kopf hinweg an. Kevin konnte Nörgel kaum ausmachen.
»Nein, Bache. Orks sind einfach nur...«
’Nur’.
Der Lärm von kleineren Explosionen und das Klirren von Klingen verebbte.
Langsam drehten sich Kevin, Kej und Nörgel den Zehn Kämpfern zu. Sie alle sahen herüber, stützten sich gegenseitig. Erhoben sich vom Waldboden, richteten ihre Waffen oder klopften sich Arme, Beine und Hintern ab. Es schien ein lautloses Zeichen gegeben zu haben. Die Kampfhandlungen waren eingestellt.
Kej trat mutig einen Schritt vor: »Lauf weg, Kevin!«
Der Troll bewegte sich kein Stück. Er lehnte weiter auf seinem Baum und grummelte etwas. Die Orkin breitete die Arme vor ihrem großen Freund aus. »Ihr dürft ihm nicht weh tun! Lasst ihn doch einfach ein kleiner Berg werden!«
Raoul fand es sah idiotisch aus, wie die winzige Orkin vor dem großen Troll stand und ’den armen Kleinen’ in Schutz nahm. Mehrstimmiges Knurren drang zu Kej hinüber. Die Männer fanden das allesamt nicht statthaft.
»Geh aus dem Weg, Kej«, brachte Halfdan heraus, der dabei Blut zur Seite ausspuckte.
»Ja, Ork, verzieh’ dich, das ist unsere Beute«, bestimmte Eric.
Was sofort zur Folge hatte, dass Raoul sich wieder mit ihm verbal duellierte.
»Unser Ork, unser Troll!«
Leise murmelte Kej Nörgel zu: »Die können gar nicht anders, oder?«
Der Fee täschelte ihre Wange: »Nein. Das gehört dazu.«
Sie legte den Kopf zurück und sah zu Kevin: »Lauf weg!« In ihren Augen bildeten sich Tränen.
Doch der große Steinkopf blieb wo er war und sah der Gefahr trotzig ins Gesicht. Gut, dann musste Kej sich etwas anderes einfallen lassen, am Besten sie appelierte an das Mitgefühl der Männer. Oder an Logik - Männer waren eher der Taktik zugänglich.
»Hört mal, ihr habt euch alle jetzt total verausgabt. Ihr könnt den Troll doch auch später noch bekämpfen.« Dann hatte sie Zeit sich was anderes auszudenken.
»Komm da weg, Ferkel«, Raouls Appell folgte ein Kopfschütteln der Orkin.
»Jungs, seht euch doch nur mal an. Ihr seid total geschliffen! Wie wollt ihr denn jetzt noch gegen den Troll kämpfen?«
Wenn sich alle erst etwas ausgeruht haben würden, würden sie ohnehin nur wieder aufeinander los gehen.
Ihr tollkühner Plan fand ein jähes Ende, als eine Peitsche knallte. Im Nu wickelte sich das Leder um Kejs Hals. Sie packte mit den Händen danach, doch schon schnürte es ihr die Luft ab. Nörgel fiel ihren Rücken hinunter und entging nur knapp ihren wuchtigen Füßen, als sie zur Seite taumelte, dem Zug der gespannten Peitsche folgend. Sie hörte jemanden aufschreien.
»Nein!«
Dann war klar, dass sie das reinste Weichei war. Denn sie sah sich umzingelt von der gegnerischen Gruppe.
»So«, bestimmte Bul Hur, »Eure Wahl. Ich habe die Faxen dicke.« Seine Axt schwang hin: »Troll« und her: »oder Ork?«
Raoul sprang hervor: »Kej!« Bestimmte er einfach mal so, ohne sich mit den anderen abzusprechen.
Da hatte er aber die Rechnung ohne seine Leute gemacht. Die zwar zu ihm traten und eine geschlossene Front bildeten, sich aber offensichtlich nicht einig waren.
Yoannis flüsterte: »Ich bin auch für Kej.« Tarje schüttelte den Kopf. Aber das hier war keine demokratische Abstimmung. Es war Halfdans alleinige Entscheidung.
Gebannt verfolgten die Geiselnehmer die im Keim erstickende Diskussion. Man konnte viel über die Truppe von Halfdan sagen, aber nicht, dass er sie nicht zu führen wusste. Er schluckte und packte Raoul am Arm um ihn zurück zu halten. Er senkte seine Stimme.
»Der Trollkopf bringt mehr.«
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